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27. Februar 2013

2003 Bundeswettbewerb

 

„Berlin hat Maßstäbe gesetzt“ - So lautete der Kommentar der Berichterstattung im Rudersport. Organisation, Verpflegung (eigentlich immer der Hauptaspekt für die Kinder), Unterkunft - alles das war in diesem Jahr recht ansprechend, wie es auch aus der Sicht der Teilnehmerin Lorena Moll im nachstehenden Bericht erwähnt wird. Was aber einmalig war und absolutes Gänsehautfeeling erzeugte, waren die Siegerehrungen.

 

Cirka 1000 teilnehmende Ruderer, alle in ihre jeweiligen Landestrikots gekleidet, vermittelten ein imposantes Bild auf der Tribühne in Berlin Grünau. Und nahezu alle Landesverbände hatten auf sich diese Siegerehrung vorbereitet. So hatte manche Ruderjugend eigene Gesänge einstudiert, einige hatten riesige Transparente und Fahnen mitgebracht, ein Team gar einen Trommler dabei, und die Berliner Ruderjugend war komplett mit Trillerpfeifen ausgerüstet. Eine Dreiviertelstunde (!!) vor Beginn der Siegerehrung begann der Gesangswettbewerb der Ruderjugend, wobei es je nach Gesangstext zu unterschiedlichen Verbrüderungen kam („Ossis an die Macht“, „Zieht den Bayern die Lederhosen aus“). Verloren hat diesem Gesangswettbewerb keiner, jedoch einige Kinder ihre Stimme.

 

Negativ bei diesem Bundeswettbewerb war sicherlich die Regattastrecke, die sich als wenig kindertauglich erwies. An beiden Regattatagen herrschte Windstärke sechs bis sieben, hinzu kamen noch die laufende Berufsschifffahrt und Sportbootschifffahrt parallel zur Regattastrecke.Besonders extrem waren die Verhältnisse während der Langstrecke am Freitag. Da ging es 1000 m bis zur Wendemarke in ca. 30 cm hohen Wellen mit Schiebewind, bevor für die anschließenden 2000 m der Wind als extremer Gegenwind auftrat.

Glänzend mit diesen Bedingungen zurecht kamen Fabienne und Kristin. Sie hielten sich exakt an die vorgegebene Taktik, die ersten 1000 m bis zur Wende ruhig anzugehen und nur auf die Technik zu achten (Kommentar Fabi zu Kristin an der Wende: „Die kommen ja alle näher“).

 

Auf den anschließenden 2000 m änderte sich das Bild dann aber gewaltig. Als einzigem Doppelzweier gelang den beiden eine technisch einwandfreie Fahrt ohne Krebs, der auch sofort zum Bootsstillstand geführt hätte. Es gelang Fabi und Kristin auf die vier jeweils in Abstand von 30 Sekunden vor ihnen gestarteten Boote aufzulaufen.

Bereits vor dem offiziellen Ergebnis war uns klar - das musste eine vordere Platzierung ergeben. Und wie groß war dann die Freude, als das Ergebnis bekanntgegeben wurde: Bundessieger! Fabienne und Kristin hatten nicht nur ihre Abteilung souverän gewonnen, sie waren auch genauso schnell wie die anderen Abteilungssieger und hatten sich damit als eines der wenigen nordrhein-westfälischen Boote für das sog. A-Finale über 1000 m der sechs schnellsten Boote qualifiziert.

 

In diesem Finale waren nicht unerwartet fünf Boote aus den neuen Bundesländern und unser Doppelzweier. Nach einem Blitzstart lagen die beiden bis zur 500 m-Marke gleichauf mit den Booten aus Dresden und Greifswald in Führung.

Auf den zweiten 500 m konnte sich dann das Boot aus Dresden auf der (windbevorteilten) Bahn eins in Führung schieben und gab diese Führung von einer guten Bootslänge bis ins Ziel auch nicht mehr ab. Um Platz zwei gab es einen harten Kampf, den letztendlich das Greifswalder Boot mit einer halben Länge vor unseren beiden Mädchen für sich entscheiden konnte.

Über 1 ½ Längen zurück folgten dann die übrigen drei Boote. Leider sieht die Regelung beim Bundeswettbewerb vor, dass nur die beiden Erstplatzierten am Siegersteg anlegen dürfen. Deshalb und weil es für Fabiennes Optimismus nicht vorstellbar war, kein Bundessieger über 1000 m geworden zu sein, war für beide Mädchen erst Trost nötig, bevor auch sie sich mit allen anderen über den hervorragenden dritten Platz freuen konnten.

Übrigens war dies das zweitbeste Ergebnis eines nordrhein-westfälischen Bootes auf diesem Bundeswettbewerb.

 

„Heimliche Bundessieger“ - So könnte das Fazit für Christoph Schröder und Sören Kunde lauten. Als Fast - Leichtgewichte mussten sie die köperliche Überlegenheit insbesondere der Boote aus den fünf neuen Bundesländern anerkennen. Platz drei in ihrer Abteilung über 3000 m und Platz vier im C-Finale über 1000 m spiegelten ihr Leistungsvermögen im Schwergewichtsbereich wider.

Sowohl ihre 3000-m-Langstreckenzeit als auch die 1000-m-Zeit hätten ausgereicht, den Leichtgewichts- Doppelzweier des Jahrgang 1989 zu gewinnen.

Bei deutlich höheren Leichtgewichtsgrenzen haben beide jedoch die Möglichkeit, dies in den nächsten Jahren bei anhaltendem Trainingsehrgeiz nachzuholen.

 

Besonders unter den schwierigen Wasserverhältnissen zu leiden hatte Lorena Moll, deren vierter Abteilungsplatz über die Langstrecke und insbesondere die Tatsache, dass sie über 20 Sekunden schneller als ihre nordrheinwestfälische Konkurrentin war, aber Anerkennung verdient.

Hinzu kam noch Pech, als Lorena über die 1000-m-Strecke von einem anderen Boot behindert wurde, ihre Bahn verlassen musste und nicht mehr zu ihrem Rhythmus fand.

Trotzdem wird auch Lorena für ihren weiteren sportlichen Werdegang sehr viel bei diesem Bundeswettbewerb gelernt haben. In der Gesamtwertung der Bundesländer konnte NRW in diesem Jahr insgesamt den dritten Platz hinter Sachsen-Anhalt und Brandenburg erringen.

Uwe von Diecken

 

Ein Bericht von Lorena Moll

In diesem Jahr starteten Christoph Schröder und Sören Kunde im Zweier Jahrgang 89 und im Jahrgang 90. Fabienne Andree und Kristin von Diecken auch im Zweier, und ich habe mein Glück im schweren Einer 90 versucht.

 

Die anderen vier sind am 03.07.03 morgens im Club - Bus losgefahren. Aufgrund einer für die Versetzung wichtigen Arbeit, die ich noch schreiben musste, durfte ich mit Bernd Andree und Axel Kunde im Wohnmobil fahren. Wir kamen nur kurz nach dem Club - Bus an, der neun Stunden gefahren ist. Durch die Pausen, die der Club-Bus machen musste, weil Fabi öfter mal auf Toilette musste, haben sie länger gebraucht.

 

Abgesehen von dem kalten Wind, der wehte, war das Wetter eigentlich ganz schön. Nachdem wir unsere Boote abgeladen und aufgeriggert hatten, sind wir zur Sporthalle gefahren, wo wir das Wochenende mit allen NRW-Teilnehmern, insgesamt 100 Personen, untergebracht waren. Eigentlich war die Sporthalle ganz schön - nur die Waschräume waren nicht so berauschend. Nachdem wir alles ausgepackt und gegessen hatten, hatten wir noch Teambesprechung.

Danach ging es für alle ins Bett, was eigentlich auch gut geklappt hat. Viel schwieriger war das Aufstehen, denn  Aufstehzeit war um 5:30 Uhr. An der Regattastrecke angekommen, haben wir erst mal gefrühstückt. Es war ein ziemlicher Wellengang und sehr starker Gegenwind, aber zum Glück ist keiner von uns baden gegangen. Nach der Langstrecke, die wir alle heil überlebt haben, war Freitagabend die Siegerehrung.

 

Sowas habe ich noch nie erlebt. Es war einfach nur cool. Bei der ersten Siegerehrung waren die Nordrhein-Westfalen noch die Lautesten, aber das hat immer mehr nachgelassen, da sich alle beim ersten Mal so verausgabt haben, dass wir alle heiser waren.

 

Für Samstag war der Zusatzwettbewerb angesagt, der stark von Regen beeinflusst wurde. Unsere Disziplinen bestanden aus Hindernislauf, Ergofahren, Kastenauf- und -abtragen, Ball hinter den Kopf werfen und wieder auffangen, Dreibeinhüpfen, Waldlauf, Zielwerfen, Team-Einbeinhüpfen, Hochspringen und dabei eine Markierung machen, die zeigt, wie hoch man gekommen ist, und einen Fragebogen ausfüllen.

 

Nach der Siegerehrung sind Christoph, Sören, Fabi, Kristin und ich zusammen mit unseren netten Begleitern mit Busund Bahn zum Brandenburger Tor gefahren.

Nachdem Uwe uns zur leckersten Currywurst ganz Berlins eingeladen hatte, war Bernd so großzügig und spendierteKristin, Fabi und mir eine Fahrt mit einem Fahrradtaxi direkt vors Brandenburger Tor, wo wir dann noch Döner gegessen haben.

Zurück an der Turnhalle mussten wir nur noch packen und konnten uns danach seelisch auf die 1000-m-Finale vorbereiten.

 

Am nächsten Morgen ging es für mich an die Regattastrecke. Nach den 1000 m war wieder Siegerehrung, was natürlich wieder das Beste war. Es war einfach schön, mitzukriegen, wie NRW zusammen hält und zusammen um den Sieg kämpft, obwohl man sich kaum kennt.

Das Essen insgesamt war ganz lecker. Aber das Essen, mit dem Bernd uns versorgt hat, war viel leckerer. Ich hoffe, manche von uns werden nächstes Jahr wieder die Chance haben, zum Bundeswettbewerb zu fahren und in den Genuss von diesem Teamgeist und Bernds leckerem „Wohnmobilessen“ zu kommen.

 

Noch einmal vielen Dank an alle, die uns betreut haben und, an all die, die mich am Ende so nett getröstet haben.

Lorena Moll

 

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