Nachruf Peter Wilhelm
PITZE – wie wir Peter Wilhelm stets nannten - ist am 15. April im Alter von 84 Jahren von uns gegangen. Er hatte trotz seiner Krankheit ein langes Leben, aber es war dennoch viel zu kurz.
Die Lücke, die er hinterlässt, ist immens und wir werden seine Freude, Herzlichkeit sowie Hilfsbereitschaft zu tiefst vermissen.
Als Jugendlicher kam Pitze 1952 zum Ruder-Club Witten, erlernte dort das Rudern und entdeckte schnell seine Leidenschaft für das Rennrudern. Alsbald war er Teil des legendären „Hannibal-Achters“ mit dem er eine Vielzahl an Kilometern und Siegen sammelte.
Doch auch abseits des Wassers war er stets ein Sportsmann und begeisterter Rennradfahrer, sodass er bereits im jugendlichen Alter eine Fahrradtour von Witten bis nach München plante und durchführte. Solange er konnte unternahm er eine Vielzahl an Fahrradtouren.
Das Studium führte ihn nach Braunschweig, wo er sich das Diplom als Ingenieur der Luftfahrttechnik erarbeitete und erhielt. Anschließend arbeitete er als Ingenieur bei Messerschmitt-Bölkow-Blohm und blieb auch nach der Übernahme durch Daimler-Benz. Mit dieser Verbindung und seiner steilen Karriere folgend war er später bei Airbus in Toulouse tätig und dort u. A. Werksleiter. Danach kam er zurück nach Deutschland als Berater und Verbindungsmann für Airbus und Mercedes. Dort tat er, was er am besten konnte und ihn auch abseits des Berufes u. A. am RCW ausgezeichnet hat: auf höchstem Niveau beraten, vermitteln und vereinen.
Als Pitze 1990 seinen Wohnsitz wieder nach Witten verlegte, brachte er zur Nutzung am Ruder-Club auch seinen Einer „Backmer’s“ mit. Dieser Name, der so viel bedeutet wie „packen wir es an“, war sein stetes Lebensmotto und sollten auch die folgenden Jahre am RCW prägen.
Pitze hatte 18 Jahre lang, von 1993 bis 2011, das Amt des 1. Vorsitzenden und somit die längste Amtszeit in der Geschichte des RCW inne. Doch damit nicht genug. Bei der Übergabe seines Amtes während der Mitgliederversammlung im Jahre 2011 wurde Pitze mit einer Laudatio von Udo Kemmer zum Ehrenvorsitzender vorgeschlagen. Die Mitgliederversammlung folgte diesem Vorschlag mit großer Begeisterung und ernannte Pitze einstimmig unter stehenden Ovationen zum Ehrenvorsitzenden des RCW. So war er eben die Person, die den RCW in den letzten 3 Jahrzenten geprägt und geformt hat wie kein anderer und dabei bis zu seinem Tode das Gesicht des RCW war. Er war die Seele des RCW und der RCW war sein Leben. Wer neu an den RCW gekommen ist, wusste spätestens beim zweiten Mal wer Pitze ist und hat ihn spätestens beim dritten Mal persönlich getroffen. All das, was er für den RCW getan und bedeutet hat, lässt sich kaum niederschreiben.
Was materiell und von besonderer Bedeutung ist, ist wohl der 2003 geschlossene Erbpachtvertrag über 99 Jahre, mit der Option für weitere 99 Jahre, sowie die umfassenden Sanierungsarbeiten gemeinsam mit den Hauswarten, womit Pitze die liebgewonnene Heimat des RCW für zukünftige Generationen gesichert hat. Doch sein wichtigstes Wirken war mit Sicherheit immaterieller Natur. Pitze hat mit seiner herzlichen, treuen und bestimmten Art alle Menschen am RCW, ob Mitglied oder nicht, geeint, inspiriert und als Gemeinschaft vorangebracht. Stets mit dabei war seine Frau Marita, die ihn nicht nur in all seinen Taten am RCW unterstützt hat, sondern auch selbst als ein wichtiges Mitglied des Ruder-Clubs und Teil der Barken-Mannschaft ist.
Die Jugendförderung und das damit verbundene Rennrudern zählten zu Pitzes Leidenschaften, um die er sich wie kein anderer am RCW verdient gemacht hat. Zum einen hat er im Jahr 1994 den Förderkreis mitbegründet und damit nachhaltig die Betreuung und Förderung der Jugend am RCW sichergestellt. Zum anderen gab es in den Jahren nach seinem beruflichen Ruhestand kaum eine Kinder- oder Juniorenregatta die er nicht besucht und auf Video festgehalten hat. Damit war er weit über die Grenzen des RCW hinaus in ganz Ruderdeutschland bekannt. Jeder der auf deutschen Ruderregatten unterwegs war, kannte den netten, herzlichen Herren mit der RCW-Kappe, der im Zielbereich alles auf seiner Videokamera festhielt. Hierbei versammelten sich zudem alle Schlachtenbummler des RCW um ihn herum. Auch jeder Regattateilnehmer des RCW schaute in seiner Pause bei ihm vorbei und erhielt dabei von ihm nicht nur wertvolle Ratschläge für das nächste Rennen, sondern auch fürs Leben.
Pitze liebte das Rudern in jeder Form, dennoch nahm der Achter eine besondere Stellung bei ihm ein, welche schon in seiner Zeit als Athlet im „Hannibal-Achter“ begründet wurde. So war es eine natürliche Schlussfolgerung, dass Pitze dem aktuellen Rennachter des RCW sowohl als Pate, als auch als Namensgeber zur Seite stand. Unser Rennachter „Peter Wilhelm“ wird ein stetes Andenken an ihn sein und unter seinem Namen noch viele Kilometer und Siege errudern.
Am Bootshaus war Pitze immer präsent und man hat ihn bis zuletzt stets beim Rasenmähen oder Lackieren der Skulls und Riemen in der Werkstatt angetroffen. Er hat Runde um Runde auf dem Rasenmäher gedreht, welcher als „Pitzo-Mobil“ benannt ein Gedenken an ihn ist und sein wird. Den Kilometerpokal hierfür gewann er uneinholbar. Ein jeder am RCW konnte, ob auf der heimischen Ruhr, bei Regatten oder bei Wanderfahrten, stets das strahlende Wappen des RCW auf den Blättern der Skulls und Riemen präsentieren. Der schillernde, rote Stern und Querstreifen waren Pitzes Herzensangelegenheiten. Daher lackierte er diese mit der von ihm gewohnten Akribie und Ruhe am Bootshaus. Dabei freute er sich über das rege Treiben und einen jeden der vorbeikam, um mit ihm währenddessen zu plaudern und disputieren sowie freudige Geschichten zu teilen.
Wir trauern zu tiefst mit Marita und seiner Familie. Wir werden Pitze ein immerwährendes und ehrendes Andenken bewahren.
Auf Pitzes Wunsch wird darum gebeten auf liebgemeinte Blumen oder Kränze zu verzichten. Wer seiner gedenken und seine bis zum Tode verfolgten Ziele unterstützen möchte, möge dies stattdessen mit einer Spende für die Ruderjugend an den Förderkreis des RCW Ausdruck verleihen.
Spendenkonto: IBAN DE 95 4306 0129 0006 8777 00, Stichwort: Pitze
Marcel van Delden, Maik Swienty, Udo Wegermann, Uwe von Diecken, Udo Kemmer