38. Weserachter
40 Jahre besteht der Weserachter! Dass die Tradition lebt, hat sicherlich jeder der 12 rudernden und 2 radfahrenden Ruderkameraden der diesjährigen Fahrt am eigenen Leib spüren und erfahren können.
Immerhin galt es auch in diesem Jahr an zwei Tagen 135 km von Hann. Münden bis Hameln zu bewältigen. Eine Distanz, die bei dem diesjährigen Niedrigwasser mit geringer Strömung von der Mannschaft außerordentlich sportlich zurückgelegt wurde.
Im Boot sitzend bzw. abwechselnd den Tross fahrend bestand diese 2025 aus den nachgenannten Teilnehmern in alphabetischer Reihenfolge: Uwe Bödecker, Dieter Borgmann, Götz Büttner, Guido und Volker Grabow, Axel Kunde, Marc Lukas, Rolf Nikolas. Helmut Olsberger, Franz Scheben, Anton Schnurr und Stephan von Petersdorf-Campen. Auf dem Fahrrad begleitet und vom Ufer aus fotografisch festgehalten wurde der Achter durch Dieter Peters und Udo Wegermann. Ursprünglich wollten auch noch die Ruderkameraden Uli Gründling und Jörg Reißig teilnehmen, die jedoch leider beide kurzfristig gesundheitlich absagen mussten. In Gedanken war die Mannschaft im Verlauf der zwei Tage bei den beiden, was die gute Kameradschaft zeigt.
An dieser Stelle sei ausdrücklich den Organisatoren der Fahrt Götz Büttner und Jörg Reißig gedankt, die mit „jugendlichem“ Engagement und gepaart mit dem geballten Erfahrungswissen von Dieter Borgmann souverän und gekonnt durchs Programm führten. Insbesondere die aufgrund der kurzfristigen Ausfälle noch nächtlich durchgeführte Umorganisation der Bootsplatzaufteilung für die zwei Rudertage durch Götz muss lobend erwähnt werden.
Am Freitag, dem 19.09. setzte sich der Tross von Witten aus in Bewegung. Die Anfahrt zur „3-Flüsse-Stadt“ Hann. Münden gestaltete sich langwieriger als erwartet, da auf der Autobahn in einer Baustelle ein Gülletransporter undicht geworden war und sich die Gülle auf der Fahrbahn ergoss. Ein sprichwörtlich beschi…. Start in die Jubiläumsfahrt des Weserachters. Die verspätete Ankunft des zweiten Busses und das somit verspätete Eintreffen beim Italiener Rialto zum Abendessen tat der Stimmung jedoch keinen Abbruch. Die Teilnehmer der Fahrt benahmen sich sogar so gut, dass sich der Wirt genötigt sah, zum Abschluss noch eine Rund Grappa zu kredenzen.
Der erste Rudertag am 20.09. zeigte sich von seiner besten Seite. Blauer Himmel, Sonne und ein angenehmer konstanter Schiebewind begleitete eine gut aufgelegte Achtermannschaft mit rhythmischen Ruderbewegungen zum Zielort Holzminden. Beeindruckend für einen Neuling wie mich war die gute gemeinsame Wasserarbeit aller Akteure unterschiedlichsten Alters, die die rd. 85 km zu einer Wohlfühlveranstaltung werden ließen. Selbst die zur Mittagszeit von einigen Ruderkameraden im Restaurant des WSV Beverungen verspeisten Kibbelinge oder Volkers Maxiportion Pommes- und Frikandel-Spezial hinderte die Mannschaft nicht, ihre Fahrt ungehindert homogen fortzuführen.
Weserachterrudern bedeutet Langstreckensport, aber auch Geselligkeit. Und diese zeigte sich von ihrer schönen Seite beim abendlichen Beisammensein im Restaurant des Hotels Buntrock in Holzminden beim traditionellen Weserzander-Essen (eine Anmerkung am Rande: Die Fraktion der Rumpsteak-Esser wird größer – das Rumpsteak war hervorragend!).
Den Flüssigkeitshaushalt beachtend, wurde auch das eine oder andere Glas Wein probiert. Dort lernten wir, dass auch die von Stephan eingeführte Scheurebe ein guter Wein sein kann. Die abschließende Schnäpschen-Runde beendete einen langen Tag und zeigte deutlich auf, dass gereifte Männer an der Tour teilnahmen. Nicht alle Ruderkameraden tranken einen mit, sondern hörten lieber gesundheitsbewußt auf ihren Körper, der ihnen unbarmherzig mitteilte, dass am morgigen Tag noch einmal rd. 50 km zurückzulegen waren.
Die Wetteraussichten für den Rudertag Sonntag waren abends noch vergleichsweise schlecht. So sollte ab 10-11 Uhr dauerhafter Regen einsetzen. Aber auch an der Weser gilt der Spruch: „Das Wetter wird am Steg gemacht“. Und so blieb die Mannschaft bis auf einen kurzen leichten Nieselregen vom Niederschlag auf ihrem Weg nach Hameln verschont.
Erfreulich für den Verfasser dieses Berichts war, dass das Grüßen der Schnapszahl-Flusskilometer durch die Steuerleute zur Vermeidung von Mannschaftsrunden erfolgreich implementiert werden konnte. So grüßte Volker in Bodenwerder den Kilometer 111 gleich sechsmal mit einem kräftigen „Hip hip hurra“ und entging so einem kostspieligen Ereignis. Und er schaffte das sogar, obwohl der Kilometerstein entfernt worden war!
Die Mannschaft zeigte sich auch am Sonntag in einer guten Verfassung, trotzte der geringen Strömung und ließ sich auch nicht durch infolge des Niedrigwassers schief liegende Stege beim Anlegen beeindrucken. Flott näherte man sich Hameln. Erst ein auf Höhe des Kernkraftwerks Grohnde einsetzender starker Gegenwind, der das Weserrudern zu einem Coastal-Rowing-Event mutierte, bremste den Vortrieb etwas aus. Dank Volker als weltbestem Schlagmann der Reserve pflügte sich der Achter durch die Wellen. Eine gute Mannschaftsleistung führte trotz des Gegenwinds und der geringen Strömung zu einer passablen Ankunftszeit gegen 14 Uhr am Ruderverein Weser Hameln. Da auch das Abriggern und Verladen des Achters zügig erfolgte, saß die Mannschaft bereits vor 15 Uhr im Restaurant Tündernsche Warte bei Speis und Trank zusammen.
Wohlgelaunt und ein Jeder mit seinen eigenen schönen Impressionen der diesjährigen Tour befasst, ging es anschließend zurück zum Ruderclub. Was bleibt sind schöne Bilder im Kopf, die eine oder andere Blase an den Händen und die Freude, dabei gewesen zu sein.
Zum Abschluss ein kurzer Werbeblock: Wenn „Mann“ gerne eine sehr gut durchorganisierte Wanderfahrt auf dem malerischen Fluss Weser kennenlernen will, Geselligkeit und Kameradschaft mag oder die präzise Wasserarbeit auf den Schlagplätzen der Hälfte des legendären „Ruhr-Vierers“ genießen und sich in einem Gig-Achter zeitweise mit mehr als 17 km/h sportlich fortbewegen möchte, dann sollte „Mann“ dabei sein. Damit es auch nach dem Weserachter wieder heißt: Nach dem Weserachter ist vor dem Weserachter!
Franz Scheben


