06. Juni 2011

Ina Zappe: Rudern in den USA

RCW-Ruderin Ina Zappe ist seit dem letzten Sommer für ein Auslandsjahr in den USA. Dort hat sie ihrem Sport die Treue gehalten, auch wenn das nicht immer ganz einfach gewesen ist. Hier ein Bericht von Ina über ihre Erlebnisse in Amerika:

 

Dieses Jahr war eine ganz besondere Rudersaison für mich, denn ich durfte in Amerika rudern. Ich hätte nie gedacht, dass es so schwer sein könnte zu rudern. Es schien als ob man uns immer neue Steine in den Weg legen wollte.

 

 

Es fing letzten Herbst an, als unser damaliger Coach Piper (meine Gastschwester) und mich nicht im selben Boot rudern lassen wollte und ansonsten auch andere Ansichten hatte, die uns nicht gefallen haben. So habe ich sogar überlegt mit Rudern aufzuhören! Aber wir hatten an einem Wochenende an einer Art Workshop teilgenommen dort lernten wir Coach Barksdale aus Austin kennen, der eigentlich für die Masters zuständig ist. Er hat uns aber wieder gezeigt wie viel Spaß Rudern macht. So haben wir uns gemeinsam überlegt, dass er uns Workouts aus Austin per E-Mail schicken würde, und wir sie hier in Plano absolvieren würden. So richtig haben wir dann auch im Januar durchgestartet und wir konnten sogar zu Hause Ergo fahren, weil meine Gastfamilie zwei Ergometer zu Hause hat! Mitte Februar war dann der Ergo Cup, sodass wir sehen konnten, ob es klappt auf weite Entfernung mit unserem Coach zu trainieren. Und tatsächlich, wir hatten sogar sehr gut abgeschnitten. Wir haben es also geschafft uns auf dem Ergo zu beweisen. Nun war nur noch die Technik auf dem Wasser ein Problem. In Amerika muss man mit einem Club auf den wichtigen Regatten mitfahren, sodass wir dachten, dass wir unter DRC (Dallas Rowing Club), mit denen wir letzten Herbst gerudert sind, rudern würden. Wegen uns wurden aber neue Regeln an diesem Ruderclub entwickelt, sodass wir nicht mehr alleine auf dem Wasser trainieren konnten und mit unserem alten Coach hätten trainieren müssen. Sein Verhalten war nun aber wirklich nicht ertragbar und vor allen Dingen was er zuvor gesagt hatte war unakzeptable, sodass wir unter Umständen mit ihm rudern wollten. Damit kam Coach Lisa von der Cambridge Crew ins Spiel. Das einzige Problem: Training um 5:15 unter der Woche, aber MORGENS!! Nun hatten wir ausgemacht, dass wir nur zweimal unter Woche kommen müssten und ansonsten zu Hause trainieren würden und dann am Wochenende erscheinen würden. Das frühe Aufstehen war nicht so schlimm wie anfangs gedacht. Trotzdem mussten wir ein paar Male aufpassen nicht im Unterricht einzuschlafen. Unsere erste Regatta war Anfang März. Wegen mangelnden Trainings auf dem Wasser schnitten wir aber nicht so gut ab. Die nächste Regatta war auch eher frustrierend, auch wenn wir im Vierer eine Bronzemedaille bekommen haben. Ende April war State und wir dachten, dass wir eigentlich gute Chancen gehabt hätten. Doch auch dieses Mal konnten wir keine Medaille bekommen. Das folgende Wochenende war dann Regionals, insgesamt würden 10 Staaten gegeneinander antreten um sich für Nationals zu qualifizieren. Die besten zwei Boote in jeder Kategorie dürften im Juni in Oak Ridge, TN antreten. Unser Fokus lag eigentlich auf unserem Riemenzweier, weil wir dachten, dass wir nicht allzu viele Konkurrenten haben würden. Coach Lisa hatte uns aber leider nicht im 2- trainieren lassen, weil das nicht fair gegenüber dem Team sei. So war es auch leider kein gutes Rennen. Unsere letzte Chance war unser Doppelzweier. Die vorigen Regatten waren alle nur 1000m, doch Regionals war 2000m. Wir wussten, dass wir in einem längeren Rennen besser abschneiden könnten, weil wir im Herbst auf den Langstrecken recht gut abgeschnitten hatten. Vor dem Vorlauf war ich extrem aufgeregt, weil ich noch nie 2000m auf dem Wasser gefahren bin. Wir mussten mindestens dritte werden um uns für das Finale zu qualifizieren. Im Vorlauf lagen wir schnell unter den besten 3 Booten, sodass wir uns unsere Kraft für den nächsten Tag sparen wollten. Doch die letzten 250 Meter haben wir gemerkt, dass unsere Gegner, die immer vorne lagen, eingegangen sind, sodass wir einen schönen Sprint gefahren sind und den Vorlauf sogar gewonnen hatten! Am nächsten Tag war dann das Finale, in dem wir zweite werden müssten um uns für Nationals zu qualifizieren. Trotz allen Umständen, alle Hürden die wir überwindet hatten, wollten wir uns unbedingt qualifizieren und wir sahen sogar eine gute Chance, im Gegensatz zu Coach Lisa, die noch dem Coach unserer Gegner während des Rennens erzählt hatte, dass wir nicht so gut seien, weil wir nie zum Training erscheinen würden. Ich weiß nicht warum sie nicht verstanden hat, dass wir immer zu Hause trainiert haben. Nun während des Rennens wussten wir, dass ein Boot sehr stark war und haben unseren Fokus deshalb darauf gelegt zweite zu werden. Das ganze Rennen lagen wir an gleicher Stelle mit Woodlands. Und wir hofften, dass sie wie im Vorlauf nach einer Weile eingehen würden und wir mit einem schönen Sprint an ihnen vorbei ziehen könnten. Endlich nach 1500 Metern haben wir dann gemerkt, dass sie langsamer wurden uns wir haben noch mal mit extra viel Druck gerudert, sodass wir viel Abstand hatten. Als wir den Abstand von mehreren Bootslängen gesehen haben, wussten wir, dass wir uns für Nationals qualifizieren würden! Mit wenig Abstand zum ersten Boot kamen wir dann als zweite ins Ziel! Nun war unser Coach sehr perplex, dass wir es doch geschafft hatten! Katy auch von unserem Team hatte sich im Einer qualifiziert, sodass wir nun gemeinsam für Nationals trainieren. Die ersten Wochen hatten wir jeden Tag zwei Workouts zu absolvieren. Vor der Schule entweder joggen oder Ergo fahren und dann nachmittags mit Lisa rudern. Nicht sicher ob ihr Coaching Früchte tragen würde waren mehrere Trainingseinheiten doch sehr frustrierend für uns und ich war mit nicht mehr sicher, ob es sich wirklich lohnen würde das Training mit ihr zu bestehen um dafür bei den amerikanischen Meisterschaften mit zu rudern. Ich werde euch von Nationals in Amerika berichten. Die Regatta ist vom 10. – 12.Juni. Ich bin schon sehr gespannt wie es laufen wird!


Die Schule ist im Moment auch sehr stressig, weil es dem Ende sehr nahe ist (Montag, der 6. Juni, ist der letzte Schultag!!) und wir haben in jedem Fach unsere Final Exams, die 25% der Note ausmachen und Stoff des ganzen Halbjahres abfragen. So kann ich aber über das amerikanische Schulsystem sagen, dass es schon leichter ist, auch wenn man so ungefähr jede Woche einen Test in jedem Fach hat und man schon Bücher lesen muss um gute Noten zu bekommen. Doch die Lehrer sind sehr nett und hilfsbereit. Die Beziehung zum Lehrer ist hier auch ganz anders als die zum deutschen Lehrer. Ich glaube erst einmal liegt es daran, dass jeder Lehrer einen eigenen Raum hat, der auch dekoriert wird, sodass man sich heimisch fühlt, aber auch, dass man über alles reden kann. So hat mir auch meine Chemielehrerin ihre ganze Beziehungskrise mit ihrem Freund während des Unterrichts erzählt. Oder meine Mathelehrerin hat ein Sofa in ihrem Raum und Schüler sitzen auch während des Unterrichts darauf!
Nun geht leider alles dem Ende entgegen und ich musste mich schon von vielen


Leuten verabschieden, weil ich sie das letze Mal gesehen habe! Aber zum Glück gibt es ja Internet und meine Freunde werden mich auch besuchen kommen. Piper kommt wahrscheinlich schon nächstes Jahr im Sommers und ist schon ganz aufgeregt die deutsche Kultur kennenzulernen und auch auf unserer Ruhr rudern zu dürfen!


Bevor ich dann aber am 24. Juni Amerika verlassen werde, fahren Piper, Lanya (meine Gastmutter) und ich noch nach Disney World in Florida! Ich freue mich auch schon sehr dorthin zu fahren!


Bis bald,
Eure Ina

 

6.6.2011, Ina Zappe

 

Fotos (von oben nach unten): Ina, Coach Lisa und Piper/ Piper, Kathy und Ina/Ina und Piper im Finale/ komplettes Team